Leserbrief (eingereicht im Oktober 2006 bei der Freien Presse)
von Dr. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa

Krieg der Steine und Steinzeit in den Köpfen

Ihr wohl schönstes Portrait schoss der Meisterfotograf Mario Hösel (Freie Presse v. 2.8.05), so dass sie den lobenden Kommentar „wie eine mystische Kultstätte aus grauer Vorzeit“ (Morgenpost am Sonntag v. 7.8.05) sichtlich verdienten. Den „Krieg der Steine“ (Bild vom 9.2.06) haben sie trotzdem verloren. Eingesperrt im steinzeitlichen Aberglauben, bewacht vom politisch motivierten Kleingeist und tief herab gewürdigt durch kriminelle Energie warten selbst die beteiligten Werksteine, die als geheimnisvolle, über 500jährige Spolien (Teile älterer Bauten) aus einem abgerissenen Kulturdenkmal stammen, nach einer sagenhaften Odyssee im Steinbruch von Hausdorf auf ihr Schotter-Ende. Sie haben nicht einmal die Chance bekommen, sich im Jahr 2007 als Kunstwerk am Wettbewerb „Kunst am Wasser“ an der Talsperre Kriebstein zu beteiligen, weil man sich dort vor dem angeblich „Magischen Kreis“ fürchtet. Die Angst vor der „schwarzen Szene“ (Bürgermeister Hohm) und „diffusen Kreisen“ (Superintendent Findeisen) ginge um, argumentierte man ja auch in der hiesigen Region vordergründig (Freie Presse v. 15.2.06), um eine - wie es sich später heraus stellte - planmäßig im Winterfeldzug Anfang des Jahres 2006 böswillig betriebene Tat zu rechtfertigen. Intern ging es jedoch gemäß persönlichen Gesprächen mit dem Autor auch um Glaubensprobleme, die selbst einem aufgeklärten Christen befremdlich vorkommen müssen.

Der „Krieg“ wurde von Dr. Frank mit einem offenen Brief am 30.6.05 angezettelt: „Der längere `Todesbalken` (des Steinkreuzes) zeigt nach Niederwiesa, ... Niemand sollte sich wundern, wenn nun dort die Krankheits- und Todesfälle zunehmen.“ und „Nach Entfernung der destruktiv störenden Fremdkörper bin ich bereit, die Folgekosten für die energetische Reinigung des Orts zu übernehmen.“ lauteten u.a. seine bedrohlichen Botschaften. Den Vogel schoss dieser „Kriegstreiber“ allerdings ab mit dem irrwitzigen Vorwurf, sein Ischias-Anfall von Anfang Februar 2005 sei durch die Steinsetzung verursacht worden. Die hat nämlich erst am 23. April 2005 stattgefunden, was natürlich die Glaubwürdigkeit auch seiner sonstigen Behauptungen vielsagend unterstreicht. Die Herren Frank (Pro7-Sendung v. 2.11.05) und Tippmann (Freie Presse v. 24.8.05), ein bereits bei anderen unrühmlichen Gelegenheiten auffällig gewordener Leser, führten bekanntlich zudem ihren „Glaubenskrieg“ mit vorgehaltener Wünschelrute. Was für ein „Fachmann“ (Morgenpost am Sonntag v. 7.8.05) ist eigentlich Frank? Nun, man frage am besten beherzte Bürger im thüringischen Ranis, wo man seinem auf Seelenfang ausgerichteten „ontosophischen Modell“ (Religio-Info-Dienst, Heft 3/94) in den 90er Jahren offenbar gerade noch rechtzeitig den Garaus machte. Einen nachhaltigen Eindruck sollte auch das einschlägige Studiogespräch von Dr. Frank mit dem Autor im Regionalsender Flöha TV am 30.9.05 hinterlassen haben.

Wie bereits im tiefsten Mittelalter bedienten sich jedenfalls die eigentlichen Täter des Bauernopfers eines bedauernswerten Mitbürgers, des Herrn Aurich, den man angeblich zuvor so lange quälte, dass er das Kunststück fertig brachte, die Steine, die er einst aufwendig mit hinstellte, auftragsgemäß am hellerlichten Tage wieder förmlich zu stehlen. Mit drei Fahrzeugen und schwerer Technik war er dabei selbstverständlich nicht allein, sondern in hilfreicher Begleitung, und zwar nach seinen Angaben im Vorfeld mit detaillierten Instruktionen anlässlich von Lagebesprechungen u.a. mit der Ortsvorsteherin, Frau Wolf, und Herrn Bossard, dem Vorsitzenden der Bürgergemeinschaft Lichtenwalde/Braunsdorf, sowie vor Ort des Inhabers der Durchfahrt, Herrn Hutschenreuter. Die Eigentumsverhältnisse des Standortes der Steine spielten übrigens bei diesem „Überfall“ keine Rolle. 
Dann trat im Nachrichtenverkehr Friedhofsstille ein, denn niemand hatte etwas bemerkt. Da half auch kein ausführliches Studiogespräch.

Erneut ins Rollen brachte die Sache nach wochenlangem Stellungskrieg ein anonymer Anrufer am 28.2.06. Die originalen Steine traten nun als ungeordneter Haufen plötzlich wieder an das Licht der Öffentlichkeit. Das hatte wohl nicht einmal die juristische Exekutive erwartet, denn sie war ohnehin unschuldig zwischen die Fronten geraten, und fürchtete (persönliches Gespräch bei Oberstaatsanwalt Vogel) nach „Maschendraht“- und „Knallerbsen“-Beschuss eine neuerliche gordische Verknotung des Ost-West-Verhältnisses. 

Es musste nun in den Steinkrieg mit Nebelgranaten eingegriffen werden, was natürlich in der Mischung mit den Stinkbomben aus der Wohnetage von Schloss Lichtenwalde und den recht fragwürdigen Breitseiten aus gutbürgerlichen Kehlen (s. Medienveröffentlichungen im Zeitraum Februar bis Anfang März 2006) zu einem fürchterlichen Chaos an den Fronten führte. So reichte es der in die Enge geratenen, auslösenden Kriegspartei zu einer verdächtig langen Bedenkzeit und schließlich zur Idee eines Befreiungsschlages. Mit angeblich weißer Weste wurde die eben solche Fahne einer allerdings mit viel Unrat und Lügen besudelten A4-Seite am 7.3.06 an die Redaktion der Freien Presse in Flöha gefaxt, und man bekannte sich als eigentlicher kollektiver Täter (Freie Presse v. 8.3.06): „Mit Hilfe der Fa. Aurich (des Bauernopfers), die auch bei dem Hintransport behilflich war, wurde in der Frostzeit die Gelegenheit genutzt, den mündlich erteilten Auftrag zu erfüllen. Um an das liegenden Kreuz zu kommen, mussten die davor liegenden Steine zunächst beseitigt werden. Da diese ohnehin nicht gesichert waren, sind fast alle Steine abtransportiert und gesichert worden. Keinesfalls kann also von Diebstahl gesprochen werden, sondern um eine Hilfeleistung.“ Ist das nicht unverschämt? Schon einen Monat (!) früher wurde u.a. im MDR-Fernsehen (Sachsenspiegel v. 8.2.06) über mögliche Täter gerätselt und kurz danach bat man sogar mit „Hinweise: 03726 7800 (Polizei Flöha)“ (Freie Presse v. 15.2.06) öffentlich um Unterstützung zur Aufklärung des Diebstahls. Außerdem gab es nachweislich weder einen Auftrag, noch Hilferufe von außen, und so mag es den Absendern noch immer „um so mehr verwunderlich sein“, dass sich niemand von der angegriffenen Seite für jene dreiste Attacke bedankt hat. Im Fax erfährt die verdutzte Öffentlichkeit zudem, „dass der Steinkreis nicht mehr existiert, was von der Gemeinde (d.h., Gemeindeverwaltung) und der Kirchenvertretung ebenfalls befürwortet wird.“ Doch diesen Hinweis brauchte man eigentlich nicht mehr, denn schon eine Woche früher (Freie Presse v. 8.2.06) wurde ja der Bürgermeister Hohm mit lobenden Worten zitiert, die zu seinem Amt nicht so recht passen wollen: „Na ja, da hat eben jemand ohne unser Zutun gute Arbeit verrichtet.“ (Immerhin: Hätte der Bürgermeister im Jahr 2004 dem Projekt nicht zugestimmt, wäre es zur Steinsetzung gar nicht erst gekommen!) Das Ganze hat den Bestohlenen schon erschüttert, doch der in Erklärungsnot angerufene Ältestenrat hüllt sich bis heute in Schweigen.

So nutzte der steinzeitlich geprägte Aberglaube den scheinbaren Waffenstillstand, um anonym und mit Drohungen freundliche Menschen am vorüber gehenden Asyl für den Steinhaufen zu hindern und im übrigen alles zu tun, um die Vernichtung der eigens verteufelten Steine vorzubereiten. Sie sollen ja sogar den ebenso teuren wie verhätschelten Barockfrieden der Region gestört haben, wie es u.a. anlässlich von Führungen im einstigen gräflichen Wald tönt (Freie Presse v. 3.4.06). Dabei erfährt man außer Falschmeldungen von Frau Dr. Müller auch die tieferen Gründe, denn die kreisförmig angepflanzten ... alten Buchen“ habe man „damals als Solitärbäume `aufgepäppelt` “. Leider fehlt das eigentlich erforderliche Nachweis-Zitat zu diesem angeblichen Vorgang vor „etwa 200 (!!) Jahren“. 

Vorläufiges Fazit der kriegerischen Posse: 

1. Ein Projekt, dass originell an den längsten kulturgeschichtlichen Abschnitt der Menschheit erinnern und touristisch vermarktet werden sollte, wurde vernichtet.

2. Stattdessen rufen die Trommeln des Magiers Dr. Frank wieder zum Indianertanz in den „gereinigten“ Buchenkreis. Nur die vermeintliche „Kraft“ der Steine hatte offenbar in der kurzen Zeit ihres dortigen Aufenthalts vermocht, die eigentlichen schwarzmagischen Gespenster der Region fern zu halten.
3. Und die granitenen Steine - einst aus den Tiefen des brodelnden Erdmantels aufgestiegen - schreien im letzten Winkel eines artfremden Steinbruches „Rettet uns!“, um der 
drohenden unverdienten Zerstückelung zu entgehen.