Hiermit laden wir - die Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen als Veranstalter und Dr. Hans-Dieter Langer als Organisator - alle Interessierten herzlich ein zur 2. Kulturtagung Husinec/Strelin-Hussinetz/Strehlen-Gesiniec/Strzelin. Die Stadtverwaltungen von Trebechovice, Tschechische Republik, und Strzelin/Gesiniec, Polen, haben bereits signalisiert, als Mitveranstalter maßgeblich zum Erfolg mit beitragen zu wollen.
Die Kulturtagung wird in der Zeit 17. bis 20. September 2010 in dem einstigen Zentrum der hussitischen Bewegung Tschebechovice/Ostböhmen, also in der Region Hradec Kralove (Königsgrätz), stattfinden. Dies ist das „Land der Väter“ derer, die einst Hussinetz und die anderen böhmischen Dörfer bei Strzelin (Strehlen) im heutigen Polen gegründet haben. Geplant sind wieder ein wissenschaftliches Seminar, persönliche Begegnungen sowie Busexkursionen zu berühmten Originalstätten, die hussitische, monarchistische und preußische Geschichte in Ostböhmen geschrieben haben und mit der Exulantenbewegung im engen Zusammenhang stehen.
Inhaltlicher Schwerpunkt des 2. Wissenschaftlichen Seminars (17. und 18. September 2010) unter dem Motto Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs sollen kirchliche und kriegerische Ereignisse sein, die in enger Beziehung zum Phänomen der böhmisch-hussitischen Emigration stehen. Anhand von damit verbundenen Schicksalen Einzelner - beginnend beim Reformator Jan Hus - sowie ganzer betroffener Menschengruppen wird zudem der international verbindende Charakter einer europäischen Kulturregion heraus gearbeitet. An den Abenden finden eine Stadtbesichtigung (einschließlich Friedhof auf dem hussitischen Symbol-Berg Oreb), ein Besuch des berühmten Krippenmuseums und ein evangelischer Gottesdienst in der Brüderkirche statt, zu dem natürlich alle anders Gläubigen und anders Denkenden ebenfalls herzlich eingeladen sind.
Exkursionen sind an zwei weiteren Tagen vorgesehen. Ein erster Tag (19.09.10) soll den Teilnehmern vormittags Gelegenheit geben, das darauf vorbereitete (!) tschechische Archiv Zamrsk aufzusuchen. Nachmittags werden mehrere (von den Teilnehmern ausgewählte!) Heimatorte der damaligen Emigranten besucht, um dort gegebenenfalls (möglichst ebenfalls vorbereitet!) mit Nachkommen von deren Verwandten Kontakt aufzunehmen sowie auf Friedhöfen nach eigenen Verwandtennamen Ausschau zu halten. Vielleicht gelingt es zudem, die Bürgermeisterin von Vsestary zu gewinnen, dass sie ein kulturelles Treffen mit organisiert, zu dem man jene Nachkommen aus der ganzen Region einlädt. Dann könnte man sich viele persönliche Kontakte vorstellen. Auf jeden Fall findet am Abend ein ökumenischer Gottesdienst in der (katholischen) Kirche von Sveti statt, denn aus diesen Dörfern stammen nachweislich Gründer von Hussinetz in Schlesien.
Am zweiten Exkursionstag, dem 20.09.10, steht auf dem Programm eine Rundreise zu markanten, historisch relevanten und kunsthistorisch interessanten Orten - z.B. Altstadt von Königsgrätz (orebitisches Zentrum während der Hussiten-Kriege im 15. Jhd.; Winterlager von Friedrich dem Großen und Hauptstadt der Exulanten, die im 18. Jhd. Hussinetz gründeten; Schlacht bei Königsgrätz 1866, die eigentlich Schlacht bei Sveti heißen müsste), Schloss Opotschno (wunderschöner Sitz der im 18. Jhd. erzkatholischen, extrem hussitenfeindlichen Herrschaft), Festung Josefstadt (gebaut gegen Friedrich II.) - und dann auf jeden Fall an die zahlreichen Erinnerungsstätten der Schlacht von 1866.
Bei dieser Gelegenheit wird ein Hussinetzer Erinnerungsstein aus Strehlener Granit im Friedhof zu Sveti aufgestellt, denn es sind nachweislich Hussinetzer Emigranten-Nachkommen hier für Preußen und die Herausbildung der deutschen Nation in der Schlacht gestorben.
Um die konkreten Vorbereitungen (Förderprojekte!) zügig fortzusetzen, sind weitere Interessebekundungen an folgende Adresse erwünscht: Dr. H.-D. Langer, Talstr. 53, 09577 Niederwiesa, Tel. 03726/721826, E-Mail: langer(et)drhdl.de oder an die Bundesheimatgruppe. Vielen Dank!
Tagungsprogramm im Überblick
Internationales Seminar Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs im Rahmen der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen
Veranstalter:
Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen, Herne/Deutschland
Magistrat der Stadt Třebechovice, Tschechien
Stadtverwaltung Strzelin/Polen
mit Unterstützung von
Stadtbibliothek Třebechovice, Tschechien
Weihnachtskrippen-Museum Třebechovice, Tschechien
Kabinett der regionalen Kirchengeschichte - Universität Hradec Králove, Tschechien
Kirchenchor der Evangelisch-Lutherischen Kirche Třebechovice, Tschechien
Tschechische Christliche Akademie Hradec Králove, Tschechien
Ziel: Internationale Konferenz über gesellschaftliche Prozesse der europäischen Kulturinsel Hussinetz/Strehlen und Identitätsfindung ihrer Bewohner mit Fachleuten und Zeitzeugen aus mehreren Ländern. Historische Ausgangspunkte sind die Reformationsbestrebungen von Jan Hus, die Hussitenbewegung, die böhmische Emigration, die Gründung von Hussinetz 1749 im preußischen Schlesien, die Germanisierung der Siedler sowie die Reemigration, Vertreibung und Neubesiedlung nach dem 2. Weltkrieg. Besondere Aufmerksamkeit wird zudem den historischen Entwicklungen in der Region Hradec Králove (Smiřice, Třebechovice, Opočno) geschenkt, von wo einst die Exulanten hergekommen sind.
Veranstaltungsort: Třebechovice, Černý kůň, 1. Stock
Programm
17. September 2010
9.00 - 12.00 Seminar
12.00- 14.00 Mittagessen
14.15 – 17.00 Seminar
17.00 - 17.45 Diskussion
18.30 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst/Evangelische Kirche Trebechovice
mit Organist Matthias Müller/ Deutschland
18. September 2010
9.00 - 12.00 Seminar
12.00- 14.00 Mittagessen
14.15 – 17.00 Seminar
17.00 - 17.45 Diskussion
19.00 Uhr
Konzert des Evangelischen Gesangvereins Trebechovice und mit dem Organisten Matthias Müller/ Katholische Kirche zu Trebechovice
19. September 2010
1. Exkursion:
9.00 Uhr Abreise
10.00 Uhr Archiv Zámrsk, mit Führung
12.00 Uhr Mittagessen
ab 13.00 Uhr Besuch ausgewählter Heimatorte/Friedhöfe in der Region Smiřice
(Verwandtenkontakte)
17.00 Uhr Enthüllung eines Gedenksteins im Friedhof zu Sveti - der an Hussinetzer erinnert, die in der Schlacht 1866 gefallen sind (Moderation: Dr. habil. Hans-Dieter Langer) - unter der Regie des Komitees zur Erhaltung der Kriegsdenkmäler von 1866, Hradec Králove
18.00 Uhr Historische Führung (Pfarrer) in der Kirche von Sveti mit musikalischer Begleitung: Tschechischer Organist auf dem Harmonium
19.00 Uhr Führung (mit Dr. H.-D. Langer, Deutschland) auf dem Friedhof zu Vsestary
19.30 Uhr Ökumenischer Gottesdienst mit Orgelkonzert (Organist Matthias Müller, Werke des schlesischen Komponisten Max Drischner)/Kirche zu Vsestary
20. September 2010
2. Exkursion:
9.00 Uhr Stadt Třebechovice und Friedhof auf dem Berg Oreb (Führung mit Pfarrer Filip Čapek, Trebechovice)
10.00 Uhr Altstadt von Königsgrätz (Führung mit Prof. Dr. Milos Řeznik)
12.00 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Schloss Opočno (Führung mit Gräfin Kristina Colloredo-Mansfeld)
16.00 Uhr Erinnerungsstätten der Schlacht von 1866 (Führung mit Prof. Dr. Milos Řeznik)
Evangelische Brudergemeinde Třebechovice, /Tschechische Republik
Stadtverwaltung Třebechovice
Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen (BHG), Herne/Deutschland,
Stadtverwaltung Strzelin/Polen
Tschechische Christliche Akademie, Třebechovice
Ökumenischer Sängerchor, Třebechovice
und weitere laden ein zum
Wissenschaftliches Programm (deutsch)
2. Internationales Wissenschaftliches Seminar Hussinetz/Strehlen
Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs
im Rahmen der 2. Kulturtagung Strehlen/Hussinetz
vom 17. bis 20. September 2010
Programmverantwortung: Dr. habil. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa/Deutschland
Pfarrer F. Čapek, Th.D., Třebechovice/Tschechische Republik
Moderation: Dr. habil. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa/Deutschland
Programm
17. September 2010
9.30 Uhr Eröffnung
Ing. J. Němec, Bürgermeister von Trebechovice/Tschechische Republik
Dr. H.-W. Fleger: Grußwort des Vorsitzenden der BHG/Deutschland
Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland: Grußworte aus dem Ausland/Erläuterungen zum Tagungsprogramm
10.00 Uhr
Prof. Dr. M. Řeznik, Technische Universität Chemnitz/Deutschland
Hussitische Traditionen der tschechischen Geschichtspolitik
Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland
Jan Hus und die erste Reformation in Europa: Eine Bewertung aus aktueller Sicht
11.30 Uhr
Dr. Z. Nespor, Karls Universität Prag/Tschechische Republik
Aufbau der evangelischen Gemeinden in Ost-Böhmen im ‚langen’ 19. Jahrhundert (1781-1918)
O. Kortus Ph.D., Karls Universität Prag/Tschechische Republik
Unbekannte Schicksale der Emigranten nach der Schlacht am Weissen Berg
13.00 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr
Pfarrer F. Čapek, Th.D., Třebechovice/Tschechische Republik
Bedeutung der Vergangenheit für das Verständnis der Gegenwart und Zukunft –
Kann doch magistra vitae Historia sein?
P. Polehla, Ph.D, Universität Hradec Králové/Tschechische Republik
Religiöse Veränderungen in Třebechovice an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts
16.00 Uhr Pause
16.15 Uhr
Dr. G. Jelitto-Piechulik, Universität Oppeln/Polen
Die Hussitenkriege im Spiegel der Trilogie "Das Narrentum" von Andrzej Sapkowski
Prof. Dr. W. Stribrny/Deutschland
Friedrich der Große und die böhmischen Brüder
18. September 2010
9.00 Uhr
Dr. med. W. H. Pantenius/Deutschland
Königgrätz und Strehlen im Focus der Schlesischen Kriege zwischen 1740 und 1763
Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland
Die Schlacht 1866 bei Königsgrätz
und Johann Fleger - ein Heldentod 1866 in der Heimat seiner Vorfahren?
10.30 Uhr Pause
10.45 Uhr
PhDr. Zita Zemanová, Direktorin des Mittelböhmischen Museums Roztoky/Tschechische Republik
Geschichte des Krippenmuseums in Třebechovice
OStR a.D. K.-P. Grund/Deutschland
Das museale Projekt Strelin/Husinec-Strehlen/Hussinetz-Strzelin/Gesiniec einer europäischen
Kulturinsel
Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland
Der Nobelpreisträger Paul Ehrlich - Symbolfigur der Kulturinsel
Strelin/Husinec-Strehlen/Hussinetz-Strzelin/Gesiniec
Im Anschluss an den Vortrag Verleihung der Paul-Ehrlich-Ehrung
12.15 Mittagspause
13.30 Uhr
D. Franzkowski, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) /Deutschland
Hybride Identitäten am Beispiel der Kirchengemeinde Hussinetz.
R. Braha, Kinsperg/Tschechische Republik
Hussinetzer Emigranten im tschechischen Egerland
I. Stehr, Bürgermeisterin a.D./Deutschland
Hussinetzer Emigranten in Sachsen/Deutschland
15.00 Uhr Pause
15.15 Uhr
Mgr. M. Kares/Tschechische Republik
Grundbücher aus der Herrschaft Smiřice als eine Erkenntnisquelle der Exulantengeschichte
Dipl.-Ing. T. Stodola/Tschechische Republik
Ausgewählte Genealogien von Hussinetz- und Podiebrad-Gründern
Dipl.-Ing. D. Smolla/Deutschland
Auf Spurensuche: Die Smolla´s in Böhmen und in Schlesien
Dipl.-Ing. P. Taraba/Tschechische Republik
Beispiel eines Sippen-Schicksals (Fleger/Nedobil/Taraba):
Emigranten - Im „Land der Väter“ Gebliebene - Reemigranten
17.45 Uhr Auswertung/Schlusswort
18.00 Uhr Ende des Seminars
Wissenschaftliches Programm (tschechisch)
Česká křesťanská akademie, město Třebechovice pod Orebem, Ekumenický pěvecký sbor, Českobratrská církev evangelická, město Strzelin/Polsko, Technická Univerzita Chemnitz/Německo, Federální domácí skupina města a kraje Strehlen (BHG), Herne/Německo a další zvou na
MEZINÁRODNÍ KONFERENCI NÁBOŽENSTVÍ A VÁLKA VE ZNAMENÍ KALICHA VE DNECH 17. – 18. ZÁŘÍ 2010
Z programu:
PÁTEK 17. ZÁŘÍ
9.30 hod.
Ing. J. Němec (starosta města Třebechovice/ČR) – vstupní slovo
Dr. H.-W. Fleger (BHG/SRN) a Dr. habil. H.-D. Langer (Niederwiesa/SRN) – zahájení
10.00 hod.
Prof. Dr. M. Řeznik (Technische Universität Chemnitz/SRN)
Husitské tradice v české historické politice
Dr. habil. H.-D. Langer (Doc. em./SRN)
Jan Hus a první reformace v Evropě: Aktuální hodnocení
11.30 hod.
Doc. Z. Nešpor, Ph.D. (Karlova Univerzita /ČR)
Vznik evangelických sborů ve Východních Čechách v ‚dlouhém‘ 19. století (1781-1918)
O. Kortus, Ph.D. (Karlova Univerzita /ČR)
Neznámé osudy emigrantů po bitvě na Bílé hoře
14.30 hod.
F. Čapek, Th.D. (Karlova Univerzita /ČR)
Význam minulosti pro porozumnění přítomnosti a budoucnosti: Může být historie ‚učitelkou života‘?
P. Polehla, Ph.D. (Univerzita Hradec Králové/ČR )
Náboženské změny v Třebechovicích na přelomu 19. a 20. století podle farních kronik
16.15 hod.
Dr. G. Jelitto-Piechulnik (Uniwersytet Opolski/Polsko)
Husitské války v zrcadle trilogie „Bláznovství“ od Andrzeje Sapkowského
Prof. Dr. Stribrny (Prof. em./SRN)
Frederick velký a Čeští bratří
18.30 hod.
Ekumenická bohoslužba/evangelický kostel Třebechovice
SOBOTA 18. ZÁŘÍ
9.00 hod.
Dr. med. W. H. Pantenius (SRN)
Hradec Králové a Strehlen za Slezských válkách v období 1740 - 1763
Dr. habil. H.-D. Langer (Doc. em. Technische Universität Chemnitz/SRN)
Bitva u Hradce Králové roku 1866 a Johann Fleger – jeho hrdinská smrt v zemi svých předků?
10.45 hod.
PhDr. Z. Zemanová (Středočeské muzeum – Roztoky/ČR)
Dějiny Muzea betlémů Třebechovicích pod Orebem
D.-P. Grund (OStR. em./SRN)
Muzejní projekt Střelín/Husinec – Strehlen/Hussinetz – Strzelin/Gesiniec jako evropský kulturní ostrov
Dr. habil. H.-D. Langer (Doc. em./SRN)
Nositel Nobelovy ceny Paul Ehrlich – Symbolická postava kulturního ostrova Střelín/Husinec – Strehlen/Hussinetz – Strzelin/Gesiniec
Propujceni uctivani Paula Ehrlicha
13.30 hod.
D. Franzkowski (stud. Europa-Universität Viadrina Frankfurt/SRN)
Hybridní identity na příkladu církevního společenství Husinec
R. Braha (ČR)
Emigranti z Hussinetze/Slezsko usazení v českém Chebsku
I. Stehr (starostka v zastoupení/SRN)
Emigranti z Hussinetze/Slezsko v německém Sasku
15.15 hod.
Mgr. M. Kareš (ČR)
Pozemkové knihy smiřického panství jako zdroj poznání dějin exulantů
Dipl.-Ing. T. Stodola (ČR)
Vybrané genealogie zakladatelů Hussinetze a Podiebrad (Slezsko/Polsko)
D. Smolla (SRN)
Hledání stopy příjmení ‚Smolla‘ v Čechách a ve Slezku
Dipl.-Ing. P. Taraba (ČR)
Příkladu osudu jednoho rodu (Fleger/Nedobil/Taraba): Emigranti – Zůstavší ‚v zemi otců‘ – Reemigranti
17.45 hod. Hodnocení a závěr
19.00 hod.
koncert Ekumenického pěveckého sboru a hostů/evangelický kostel Třebechovice
Wissenschaftliches Programm (polnisch)
Wissenschaftliches Programm (englisch)
Die Hussiten
von Dr. habil. H.-D. Langer/Bundesrepublik Deutschland (pdf)
Budování evangelických sborů ve východních Čechách v „dlouhém“
19. století (1781-1918)
(Aufbau der evangelischen Gemeinden in Ost-Böhmen im „langen“
19. Jahrhundert (1781-1918))
von Dr. Z. Nespor, Karls Universität Prag/Tschechische Republik (pdf)
Neznámé osudy emigrantů po bitvě na Bílé hoře
(Unbekannte Schicksale der Emigranten nach der Schlacht am Weissen Berg)
von Ph. D. O. Kortus, Karls-Universität Prag/Tschechische Republik (pdf)
Bedeutung der Vergangenheit für das Verständnis der Gegenwart und Zukunft – Kann doch magistra vitae Historia sein?
von Pfarrer F. Čapek, Th.D., Třebechovice/Tschechische Republik (pdf)
Friedrich der Große und die böhmischen Brüder
von Prof. Dr. Wolfgang Stribrny/Deutschland (pdf)
Böhmische Brüder in der evangelisch-reformierten Kirche in Polen – Vergangenheit und Gegenwart (Übers. aus dem Poln.)
von Dr. Joanna Szczepankiewicz – Battek/Polen (pdf)
Die Schlacht von Königgrätz
von Dr. habil. H.-D. Langer/Bundesrepublik Deutschland (pdf)
Historie Třebechovického muzea betlémů
(Geschichte des Krippenmuseums in Trebechovice)
von Ph. Dr. Zita Zemanová, Direktorin des Mittelböhmischen Museums Roztoky/Tschechische Republik (pdf)
Bracia czescy w kosciele ewangelicko-reformowanym w Polsce w przeszlosci i obecnie
(Die Böhmischen Brüder in der polnischen evangelisch-reformierten Kirche in Geschichte und Gegenwart)
Streszenie (Kurzfassung)
von Dr. Joanna Szczepankiewicz-Battek/Polen (pdf)
Das museale Projekt Strelin/Husinec-Strehlen/Hussinetz-Strzelin/Gesiniec einer europäischen Kulturinsel
von Oberstudienrat a.D. Klaus-Peter Grund/Deutschland (pdf)
Dějiny název lokalit s českim obyvatelstvem v Polsku
(Die landeskundlichen Namen in der Tradition der Böhmischen Brüder in Schlesien)
Abstrakni (Kurzfassung)
von Dipl.-Ing. Marek J. Battek/Polen (pdf)
Hybride Identitäten am Beispiel der Kirchengemeinde Hussinetz
von Daniel Franzkowski, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)/Deutschland (pdf)
Hussinetzer Emigranten in Sachsen/Deutschland
Kurzfassung (Abstrakni/Streszenie)
von Ingrid Stehr, Bürgermeisterin a.D./Deutschland (pdf)
Beispiel eines Sippen-Schicksals (Fleger/Nedobil/Taraba):
Emigranten - Im „Land der Väter“ Gebliebene - Reemigranten
von Dipl.-Ing. P. Taraba/Tschechische Republik (pdf)
Resümee und Auswertung
Auswertung (Statistischer Bericht)
der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen in Trebechovice/Tschechische Republik vom 17. bis 20. September 2010
von Dr. habil. H.-D. Langer, Niederwiesa
Einführung zum Anliegen der Kulturtagung
Die 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen stand unter dem Motto Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs und sollte den Zeitraum von Jan Hus zu Beginn des 15. Jahrhunderts bis in die Gegenwart unter dem Aspekt der bäuerlichen Emigration böhmischer Glaubens- und Wirtschaftsflüchtlinge zu Beginn des 18. Jahrhunderts in das preußische Schlesien mit der Gründung böhmischer Dörfer im Landkreis Strehlen beleuchten und zugleich bedeutende zuordenbare Ereignisse in der Folgezeit behandeln. Insbesondere ging es auch um die Folgen und Spuren in der Region, die durch das Hussitentum historisch geprägt ist und aus der die damaligen Emigranten einst gekommen sind. Deshalb wurden Ostböhmen mit seinem Siedlungszentrum Königsgrätz/Hradec Kralove als Exkursionsraum und die einstige Hussiten-Stadt Trebechovice am Berg Oreb als Veranstaltungsort ausgewählt, zumal sich hier eine bemerkenswerte ökumenische Kultur einer Böhmischen Brüdergemeinde mit der Katholischen Kirche heraus gebildet hat. Der persönliche Bezug der Teilnehmer sollte zudem in vieler Hinsicht insofern hergestellt werden als sie durch Vertreibung oder Reemigration ihre Heimat in Schlesien verloren haben und nun auf der Suche nach ihren Vorfahren sind und um gegebenenfalls die Nachfahren der wiederum einst in der böhmischen Heimat verbliebenen Verwandten aufzuspüren oder sogar persönlich kennen zu lernen. Eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen und Events sollte solche Kontakte anregen und zudem die örtliche Bevölkerung auf das auch sie betreffende historische Phänomen der Kulturinsel Hussinetz/Strehlen (heute Gesiniec/Strzelin in Polen) aufmerksam machen und möglichst mit einbeziehen.
Übersicht zu den Veranstaltungen
Das Gesamtprogramm gliederte sich in
* Internationales wissenschaftliches Seminar Hussinetz/Strehlen (2 Tage),
* Busexkursionen (2 Tage),
* Kulturveranstaltungen und Events (an allen 4 Tagen, einschließlich der Abende).
Im Seminar waren 20 Vorträge von 18 Referenten mit einer Dauer von je ca. 45 min geplant. Es fanden 18 Referate statt. Drei entfielen entschuldigt (Krankheit und Todesfall), einer entfiel unentschuldigt. Dafür wurde 1 Vortrag zusätzlich aufgenommen.
Die Beiträge wurden in deutscher bzw. tschechischer Sprache gehalten und abschnittsweise jeweils in die andere Sprache übersetzt. Dafür standen eine eigens engagierte Übersetzerin und zudem freiwillig mehrere Teilnehmer bzw. Referenten zur Verfügung. Teilweise wurden die Texte zusätzlich - wie die Bilder ohnehin - mit Beamer auf eine große Leinwand projiziert. Damit wurde insgesamt trotz der Zweisprachigkeit eine sehr gute Kommunikation gewährleistet, was nicht zuletzt durch eine durchgängig sehr disziplinierte Aufmerksamkeit und Mitarbeit der Teilnehmer zum Ausdruck kam. Die Programm-Blöcke und Pausen konnten zeitlich gut eingehalten werden. Dafür sorgten die von der Christlichen Akademie Trebechovice arrangierte und bezahlte Pausenversorgung ebenso wie die Möglichkeit, das Mittagessen direkt im Veranstaltungshaus Cerny Kun einnehmen zu können.
Die Tagung wurde vom Bürgermeister der Stadt Trebechovice, Herrn J. Nemec, eröffnet. Es folgten Begrüßungsworte der Mitveranstalter Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen/Deutschland e.V. (Herr F. Tscherny, Mitglied im Vorstand) und Christliche Akademie Trebechovice (Herr Dr. F. Capek, Pfarrer der evangelischen Brüdergemeinde Trebechovice) und vom Moderator (Herr Dr. Langer, Organisator der Kulturtagungen Hussinetz/Strehlen).
Es gab folgende Grußbotschaften:
Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich/Schweiz
Förderverein Petersgrätz e. V./Deutschland
Förderkreis Böhmisches Dorf in Berlin-Neukölln e.V./Deutschland
Bürgergemeinschaft Exulant Prag/Tschechien
Laut Teilnehmer-Liste (mehrere Personen haben sich versehentlich an beiden Tagen eingetragen) waren ca. 65 verschiedene Personen anwesend. Allerdings haben sich etwa 15 Menschen, die nicht den jeweils ganzen Tag anwesend waren bzw. nur einzelne Vorträge hörten, nicht eingetragen. Ansonsten fiel auf, dass die meisten Teilnehmer praktisch immer da waren, so dass der Saal stets gefüllt wirkte und eine sehr interessierte Atmosphäre herrschte.
Die stattgefundenen Referate der Wissenschaftler und Heimatforscher verteilten sich auf die drei anwesenden Nationen wie folgt (Ausfälle: 2x Deutschland, 1x Polen; zusätzlich 1x Deutschland):
8x Deutschland,
8x Tschechien,
2x Polen.
Die Seminar-Teilnehmer gemäß Anwesenheitsliste kamen wie folgt:
22x aus Deutschland,
24x aus Tschechien,
2x aus Polen.
(Die Anzahl der auf der Anwesenheitsliste nicht verzeichneten Teilnehmer wird zu ca. 15 geschätzt.)
Im Seminar am 18.9. bzw. während der Exkursion am 19.9.10 fanden jeweils besondere Events statt (in Klammern die Anzahl der Teilnehmer):
* Die Paul-Ehrlich-Ehrung 2010 (45) wurde im Seminar am 18.9.10 verliehen an
Herrn Pfarrer Dr. Filip Capek für das hohe Engagement zur Vorbereitung und
Durchführung der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen
und an
Herrn Daniel Franzkowski für seine wissenschaftlichen
Qualifizierungsarbeiten (u.a. Bachelor-Arbeit an der Technischen Universität
Chemnitz) zu Hussinetz und den anderen „böhmischen“ Dörfern bei Strehlen.
* Auf dem Friedhof von Sveti wurde ein von den Teilnehmern finanzierter Gedenkstein im Zusammenhang mit der hier am 3. Juli 1866 stattgefundenen Schlacht von Königsgrätz eingeweiht (ca. 60). Die Reden (zweisprachig mit Übersetzung) zur Feier wurden gehalten vom
Komitee zur Bewahrung der Kriegsdenkmale von 1866/Tschechien (vertreten durch Herrn A. Chvojka in historischer Uniform)
Bürgermeister von Sveti (Herr J. Honc),
Pfarrer der zuständigen Kirchgemeinde (Herr J. Slegr),
Moderator der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen (Herr Dr. H.-D. Langer).
Die Inschrift auf der Tafel, die auf Strehlener Granit befestigt und in die Friedhofsmauer eingelassen worden ist, lautet in deutscher und tschechischer Sprache wie folgt:
Johann M. Fleger 1841-1866
aus Hussinetz/Schlesien
starb für Preußen und die deutsche Nation hier in der Heimat seiner Vorfahren, die als böhmische Emigranten im Jahr 1749 das Dorf
Hussinetz bei Strehlen in Schlesien
gegründet haben.
Johann M. Fleger
1841-1866
z Husince/Slezsko
zemřel za Prusy a německý národ v zemi svých předků, kteří zde jako čeští emigranti v roce 1749 založili vesnici Husinec u Strehlena ve Slezsku
Hervorzuheben ist, dass die zahlreichen anwesenden Bürger von Sveti das Ereignis wie ein kleines Volksfest gestalteten. Einen weiteren anschließenden Höhepunkt bildete eine Führung des Pfarrers, Herrn Slegr, durch die Kirche von Sveti, in der u.a. zu Beginn des 18. Jahrhunderts nachweislich Einwohner von Sveti und Vsestary (zum Beispiel Nikolaus Fleger und Maria, geb. Taraba) geheiratet haben, die im Jahr 1742 nach Schlesien emigriert und dort im Jahr 1749 Mitbegründer des Dorfes Husynec/Hussinetz geworden sind.
Folgende weitere kulturelle Veranstaltungen vereinigten Deutsche, Tschechen und Polen während der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen (in Klammern geschätzte Anzahlen der jeweiligen Teilnehmer):
* Ökumenischer Gottesdienst um 19.00 Uhr am 17.9.10 in der Kirche der Böhmischen Brüder zu Trebechovice (75): Der Gottesdienst wurde geleitet von den Pfarrern
der Evangelischen Brüdergemeinde, Třebechovice pod Orebem,
Herrn Dr. F. Capek,
der Römisch-katholischen Gemeinde, Třebechovice pod Orebem,
Herrn V. Loukota,
der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, Klaster nad Dedinou,
Herrn J. Hudec.
An der Orgel: Organist und Musiker Matthias Müller/Deutschland
Gesang: Sopranistin, Frau Dr. J. Szczepankiewicz/Polen
* Besuch des Krippenmuseums Trebechovice (ca. 30) um 17.30 Uhr am 18.9.10 auf Einladung des Bürgermeisters der Stadt, Herrn J. Nemec.
* Konzert um 19.00 Uhr am 18.9.10 in der Katholischen Kirche Trebechovice (ca. 60), gestaltet vom Ökumenischen Sängerchor Třebechovice und vom Organisten und Musiker Matthias Müller/Deutschland.
* Orgelkonzert um 19.00 Uhr am 19.9.10 in der Kirche von Vsestary (ca. 45), gestaltet vom Organisten und Musiker Matthias Müller/Deutschland mit Werken des Komponisten Max Drischner aus Strehlen/Schlesien.
Außer den Events und Konzerten erlebten am 19. und 20.9.10 die Exkursionsteilnehmer (jeweils ca. 30) unter anderem folgende Höhepunkte:
* Besuch der musealen Erinnerungsstätte der Böhmischen Brüder, Haus Na Sboru, in Kunwald,
* Besuch des Comenius-Museums und Stadtführung in Brandys nad Orlici auf Einladung des Bürgermeisters, Herrn P. Tomasek,
* Führung im Schloss Opocno auf Einladung von Frau Gräfin Kristina Colloredo-Mansfeld,
* Stadtführung durch die Altstadt von Königsgrätz/Hradec Kralove mit Herrn Prof. Dr. M. Reznik, TU Chemnitz/Deutschland, der hier geboren wurde,
* Führung im Museum Chlum (Schlacht bei Königsgrätz 1866) auf Einladung des Komitees zur Bewahrung der Kriegsdenkmale von 1866/Tschechien.
Kurzbewertung
Es gab keine nennenswerten Ausfälle im Gesamtprogramm. Fast sämtliche Termine konnten exakt eingehalten werden, sieht man vom Ausfall (Busverspätung!) eines geplanten Friedhofsbesuchs auf dem Berg Oreb in Trebechovice ab.
Die wissenschaftlichen Vorträge im Seminar bewegten sich durchweg auf einem hohen Niveau und wurden aufgrund der zweisprachigen Übersetzung und des Einsatzes technischer Unterstützung (Mikrofon, Beamer) gut verständlich den Teilnehmern aus drei Ländern übermittelt.
Das insgesamt kompakte Programm erforderte von den Teilnehmern hohe Konzentration. Dass sie diese Belastung aushielten, belegt ihre weitgehend konstante Anwesenheit in allen Veranstaltungen. Der wichtigste Hinweis: Künftig mehr Diskussionszeit einplanen.
Das Ziel der Veranstaltung wurde insofern übertroffen, als es eine überraschend rege Beteiligung der regionalen Bevölkerung gab. Auch ist erfreulich, dass es sich tschechische Bürgermeister und Vorsitzende von Vereinen und Einrichtungen/Kirchen in vielen Fällen nicht nehmen ließen, selbst zu agieren und Kontakt aufzunehmen. Dies in Verbindung mit teilweise exzellent präsentierten Recherche-Ergebnissen der böhmischen Autoren im Seminar zeigt, dass das historische Interesse an europäischen Prozessen auch in der Tschechischen Republik groß ist. Die angebahnten Kontakte deutscher, polnischer und tschechischer Wissenschaftler und Heimatforscher dürften somit zahlreiche Impulse bekommen haben und die Forschung zum Thema der Europäischen Kulturinsel Hussinetz/Strehlen bündeln und beflügeln.
An der geplanten 3. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen 2012 in Deutschland (Motto: Kultur und Gesellschaft) besteht reges Interesse.
Wissenschaftlicher Bericht zum 2. Internationale Wissenschaftliche Seminar Hussinetz/Strehlen
von Dr. habil. H.-D. Langer, Niederwiesa
Das 2. Internationale Wissenschaftliche Seminar Hussinetz/Strehlen fand unter dem Motto „Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs“ im Rahmen der 2. Kulturtagung Strehlen/Hussinetz vom 17. bis 20. September 2010 in Trebechovice/Tschechische Republik statt.
Als Veranstalter brachten sich ein:
Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen (BHG) e.V., Herne/Deutschland,
Evangelische Brüdergemeinde Trebechovice, /Tschechien,
Stadtverwaltung Trebechovice/Tschechien,
Stadtverwaltung Strzelin/Polen,
Tschechische Christliche Akademie Trebechovice/Tschechien,
Ökumenischer Sängerchor Trebechovice/Tschechien.
Unterstützt wurde die Tagung durch
Sächsisches Staatsministerium des Inneren, Referat Europäische Raumordnung, Fachplanung,
Adalbert Stifter Verein e.V., München,
Kulturreferenten für die böhmischen Länder,
Stadtverwaltung Frankenberg/Sa.
Die Programmverantwortung hatten Dr. habil. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa/Deutschland - der zugleich die Moderation übernahm - und Pfarrer Dr. (Th.D.) Filip Capek, , Trebechovice/Tschechien.
Die Kulturtagung und mit ihr das 2. Internationale wissenschaftliche Seminar Hussinetz/Strehlen wurden vom Bürgermeister der Kleinstadt Trebechovice, Herrn Ing. J. Nemec, eröffnet. In seiner Rückschau stellte er die historischen Zusammenhänge zwischen der böhmischen Region um Hradec Kralove und der Emigration von Glaubens- und Wirtschaftsflüchtlingen nach Preußen sowie die Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg heraus. Zudem gab er der Hoffnung Ausdruck, dass die Reihe der Kulturtagungen Hussinetz/Strehlen dazu beitragen möge, dass Tschechen, Deutsche und Polen sich integrativ in das vereinigte Europa einbringen. Im Auftrag des Vorsitzenden der BHG, Herrn Dr. H.-W. Fleger, begrüßte dann das Vorstandsmitglied, Herr F. Tscherny, die Teilnehmer.
Herr Prof. Dr. M. Reznik, Technische Universität Chemnitz/Deutschland, ging zunächst auf Die Hussitischen Traditionen der tschechischen Geschichtspolitik ein. Nicht nur für ihn sind das Hussitentum und insbesondere die über die Jahrhunderte weiter entwickelten hussitischen Denkweisen ein Grundpfeiler des tschechischen Nationalbewusstseins, das übrigens immer auch eine Abgrenzung vom Deutschtum erforderte. Es wurde unter anderem die bedeutende Rolle des tschechischen Historikers und Politikers Frantisek Palacky (1798-1876) heraus gestellt, die für Tschechien noch heute sehr nachhaltig ist. F. Palacky hatte die heroischen Elemente der Hussitenzeit betont. Es scheint, dass dies auch heute noch ein Aspekt von hoher Tragweite im tschechischen Volk und in der Politik des EU-Mitgliedes ist. Insofern dürften die Kulturtagungen der in tiefer hussitischer Tradition stehenden europäischen Kulturinsel Hussinetz/Strehlen keinen unwesentlichen Beitrag für die Umsetzung der Idee einer europäischen Vereinigung leisten können.
Jan Hus und die erste Reformation in Europa: Eine Bewertung aus aktueller Sicht war das anschließende Thema von Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland. Nach seiner Ansicht wird die Leistung von Jan Hus - im Vergleich zum Lebenswerk von Martin Luther - in Deutschland nicht ausreichend gewürdigt. Zudem hat sich hier ein Bild des Hussitentums erhalten, dass die eigentlichen Ursachen der Hussitenkriege mit ihren Auswirkungen in Deutschland völlig verzerrt darstellt. Die vom Papst ausgerufenen blutigen Kreuzzüge gegen die Anhänger hussitischen Glaubens in Böhmen gingen nämlich von den deutschen Fürstentümern aus. Insofern sind die hussitischen Kriegszüge eher vergleichbar mit der aktuellen NATO-Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus in den Ausgangsländern, also ein wesentlicher Teil einer existentiellen Verteidigungsstrategie mit dem Ziel der Quellenvernichtung.
Erst das sogenannte Toleranzpatent von Kaiser Josef II. eröffnete im Jahr 1781 die von der katholischen Kirche zähneknirschend geduldete, geordnete Entwicklung des Protestantismus in Tschechien. Herr Dr. Z. Nespor von der Karls Universität Prag/Tschechische Republik widmete sich diesem historischen Vorgang mit dem Thema Aufbau der evangelischen Gemeinden in Ost-Böhmen im ‚langen’ 19. Jahrhundert (1781-1918). In diesem Zeitraum war die Jahrhunderte währende Glaubensemigration aus diesem Land längst Geschichte, und im preußisch-schlesischen Hussinetz/Strehlen ging man zur evangelisch-reformierten Tagesordnung über. Während sich aber hier die alte böhmische Kultur inselförmig konservierte, kam es im böhmischen Mutterland zu mehreren Grundströmungen der Böhmischen Brüder. Die Zersplitterung mag einer der Gründe dafür sein, dass auch in Ostböhmen - dem hussitisch geprägten Kerngebiet - heute noch immer der Katholizismus überwiegt. Allerdings belegt gerade die Tschechische Christliche Akademie in Trebechovice, dass Evangelische in der Tradition der Böhmischen Brüder und Katholiken heute eng zusammen arbeiten können, was sicher auch eine Antwort auf die einschlägigen Repressalien aus der Zeit der Tschechoslovakei ist.
Das tragische Elend der Anhänger reformierten Glaubens begann bereits nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg. Herr Dr. O. Kortus von der Karls Universität Prag/Tschechische Republik ging anhand von historischen Recherchen einzelnen Emigranten-Schicksalen aus der Zeit des 16./17. Jahrhunderts nach: Unbekannte Schicksale der Emigranten nach der Schlacht am Weissen Berg. Und man kann sich nicht vergleichender Gedanken an politische Flüchtlinge in heutiger Zeit erwehren.
Insofern war die Fragestellung von Dr. F. Capek - Bedeutung der Vergangenheit für das Verständnis der Gegenwart und Zukunft - Kann doch magistra vitae Historia sein? - wohl genau richtig platziert. Dr. Capek ist in Trebechovice Pfarrer der evangelischen Brüdergemeinde sowie Vorsitzender der Christlichen Akademie, und er lehrt an der Evangelischen theologischen Fakultät der Karls Universität Prag. Seine tiefsinnigen philosophisch-theologischen Überlegungen überzeugten sehr wohl, wonach Geschichte als Lehrmeister für das Leben dienen kann. Man kann es ihm selbst auch bescheinigen, denn seiner Unterstützung ist es zu verdanken, dass die internationale 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen in Trebechovice überhaupt stattfinden konnte. Dies geschah durch seine Mitwirkung auf einem hohen Niveau sowie mit dem nicht geringeren Anspruch, gesellschaftliche Interessen und religiöse Befindlichkeiten deutscher Vertriebener, der tschechischen Nachkommen daheim Gebliebener und polnischer Neusiedler in Schlesien miteinander zu verbinden.
Auch konnte Dr. P. Polehla, Universität Hradec Kralove/Tschechische Republik, in seinem Beitrag Religiöse Veränderungen in Trebechovice an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts dies indirekt belegen, denn in Ostböhmen koexistieren gegenwärtig zahlreiche Konfessionen friedlich nebeneinander. Einerseits verbindet sie das Existenzringen in postkommunistischer Zeit - P. Polehla wies anhand statistischer Daten einen generellen, wenn auch zaghaften, kirchlichen Aufwärtstrend für die Region nach. - andererseits sind die ökumenischen Erfolge nicht zu übersehen. Ein Beispiel dafür ist der Mitveranstalter der Kulturtagung, die Christliche Akademie Trebechovice mit ihrem Vorsitzenden, Herrn Pfarrer Dr. F. Capek. Ausdruck der hier mit diesem Hintergrund funktionierenden Ökumene sind ja auch der im Rahmen der Tagung stattgefundene Gottesdienst in der Kirche der evangelischen Brüdergemeinde und das Konzert in der katholischen Kirche St. Andreas.
Schade, dass der Beitrag Die Hussitenkriege im Spiegel der Trilogie "Das Narrentum" von Andrzej Sapkowski von Dr. G. Jelitto-Piechulik, Universität Oppeln/Polen, ausgefallen ist, denn auch hieran knüpfte Herr Prof. Dr. W. Stribrny/Deutschland mit seinem Vortrag im Grunde genommen unmittelbar an, indem nun Strehlen den historischen Brückenschlag nach Schlesien besorgte. Jedenfalls zeigte der erfahrene Historiker und Preußenkenner W. Stribrny mit dem Beitrag Friedrich der Große und die böhmischen Brüder unmissverständlich und dankbar (auch seine böhmischen Vorfahren waren betroffen) auf diese Kleinstadt als er dem Weg der böhmischen Exulanten in Gnaden des preußischen Königs aus der Region um Königsgrätz/Hradec Kralove über Münsterberg in die bei Strehlen gegründeten „böhmischen“ Dörfer - der Parochie Hussinetz - folgte. Seinen bewegenden Worten lauschten die interessierten Seminarteilnehmer sogar noch lange zusätzlich, nachdem aus terminlichen Gründen zwischendurch der Einladung des Bürgermeisters, Herrn J. Nemec, in das berühmte Krippenmuseum von Trebechovice gefolgt wurde.
Die evangelisch-reformierte Parochie Hussinetz bestand 200 Jahre im Zeichen hussitischer Tradition - der Kelch als besonderes Symbol ziert noch heute so manches Baudenkmal in den „böhmischen“ Dörfern bei Strzelin/Strehlen - und galt in Preußen/Deutschland als Musterbeispiel der Integration von Emigranten, die trotz letztlich erfolgreicher Germanisierung ihre althergebrachte Kultur pflegten. Nach anfänglicher Abgrenzung fand nach 1850 eine Öffnung statt, so dass dann auch zunehmend eine Durchmischung der deutschen und böhmischstämmigen Bevölkerung in der Region erfolgte. Im gleichen Zuge verringerte sich natürlich der Einfluss der sich als Böhmische Brüder bekennenden Gruppe innerhalb der Hussinetzer Gemeinschaft. Frau Dr. J. Szczepankiewicz-Battek, Polen, konnte jedoch aufzeigen (Die Böhmischen Brüder in der polnischen evangelisch-reformierten Kirche in Geschichte und Gegenwart), dass verschiedene Strömungen dieser auf Jan Hus zurück gehenden Glaubens- und Gesellschaftsrichtung in Polen bis in die Gegenwart existieren. In den preußischen Ostgebieten hatten sich ja seit 1548 zahlreiche weitere Siedlungsmittelpunkte böhmischer Glaubensflüchtlinge heraus gebildet. So gibt es eine starke Gruppierung in Zelow, der sich übrigens im Jahr 2010 die letzten Hussinetzer „Brüder“-Gläubigen angeschlossen haben. (Es sind dies jene älteren Frauen in der Traditionspflege, die nach dem 2. Weltkrieg in Gesiniec/Hussinetz und Umgebung verblieben, polnische Staatsbürger wurden und polnische Männer heirateten.)
„Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs“, das war das Motto der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen. Wenn auch die preußische Einnahme von Schlesien nicht grundsätzlich auf einen Glaubenskrieg zurück geht, so haben doch hussitische Bekenntnisse diese bemerkenswerte Verbindung zwischen den Regionen Königsgrätz/Hradec Kralove und Strehlen/Strzelin maßgeblich mit bestimmt. Der Beitrag von Dr. med. W. H. Pantenius/Deutschland - Königgrätz und Strehlen im Focus der Schlesischen Kriege zwischen 1740 und 1763 - sollte die militärische Seite dieser Beziehung betrachten, entfiel jedoch leider aus Krankheitsgründen (Manuskript vorhanden!). So blieb es Herrn Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland vorbehalten, dies am Beispiel eines Hussinetzer Bürgers im Vortrag Die Schlacht 1866 bei Königsgrätz und Johann Fleger - ein Heldentod 1866 in der Heimat seiner Vorfahren? zu tun. Hiermit wurden zugleich die Hintergründe deutlich, weshalb es im Rahmen der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen am 19. September 2010 im Friedhof zu Sveti bei Hradec Kralove zur Einweihung eines Gedenksteines in Erinnerung an jenen Johann Fleger aus Hussinetz (mit Vorfahren aus Sveti) kam, der an der Schlacht 1866 möglicherweise freiwillig teilnahm und dort - im Land seiner Väter - den Tod fand. Ist sein Beitrag zur Herausbildung der deutschen Nation und des deutschen Kaiserreiches wirklich eine Heldentat, führten doch die Spätfolgen dieser historischen Ereignisse letztlich sogar zum Untergang der Hussinetzer Gemeinschaft?
Vom Glaubensbekenntnis und Kriegsgeschehen entführte Frau Dr. Zita Zemanova, Direktorin des Mittelböhmischen Museums Roztoky/Tschechische Republik, die Seminarteilnehmer wieder in entschieden ruhigere Gewässer: Geschichte des Krippenmuseums in Trebechovice. Man muss wissen, dass diese Einrichtung Weltruhm genießt und alljährlich - vor allem in der Vorweihnachtszeit - die Besucher vieler Nationen in ihren Bann zieht. Böhmische Schnitzer- und Mechaniker-Künste haben sich hier vor allem mit der großen Krippe ein einzigartiges Denkmal gesetzt.
Demgegenüber bleibt das Museum Strzelin/Strehlen und Landkreis wohl vorerst zumindest nur ein Traum aller Vertriebenen. Herr OStR a.D. K.-P. Grund/Deutschland wollte darüber referieren: Das museale Projekt Strelin/Husinec-Strehlen/Hussinetz-Strzelin/Gesiniec einer europäischen
Kulturinsel. Doch standen dem kurzfristig familiäre Gründe entgegen, und vor Ort in Polen ist kein Fortschritt zu spüren. Hatte man zu hoch angesetzt, indem das Projekt mit dem Wiederaufbau des Strehlener Rathauses koppelte? Möglicherweise gibt es auch konzeptionelle Gründe für die Verzögerung. Jedenfalls soll es am Willen der Stadtverwaltung Strzelin nicht liegen - allenfalls fehlen die Mittel und Wege - und die Bundesheimatgruppe Stadt und Landkreis Strehlen e.V. hat längst ihre Hilfe zugesagt.
Nichts ändert freilich die Tatsache, dass Paul Ehrlich in Strehlen geboren worden ist und dort seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte. Im Referat Der Nobelpreisträger Paul Ehrlich - Symbolfigur der Kulturinsel
Strelin/Husinec-Strehlen/Hussinetz-Strzelin/Gesiniec erläuterte Dr. habil. H.-D. Langer/Deutschland die hohe Bedeutung dieses größten Sohnes der Stadt und seine familiären Bindungen an Hussinetz. Es konnte zudem erfreut festgestellt werden, dass man nach Überwindung der antijüdischen Maßnahmen im Nachkriegsdeutschland nun auch in Polen den bedeutsamen Status des Universalgelehrten und Entdeckers der Chemotherapie, P. Ehrlich, erkannt hat, der im europäischen Kontext der Kulturinsel eindeutig eine Schlüsselfigur darstellt. Diese Chance hat Dr. H.-D. Langer aufgegriffen und die Paul-Ehrlich-Ehrung gestiftet, mit der Verdienste für die Kulturinsel Hussinetz/Strehlen gewürdigt werden. So konnte diesmal im Anschluss an den Vortrag die Ehrung an den Pfarrer der evangelischen Brüdergemeinde Trebechovice, Herrn Dr. Filip Capek (für das hohe Engagement zur Vorbereitung und Durchführung der 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen) und an den Europastudenten, Herrn Daniel Franzkowski, für seine wissenschaftlichen Qualifizierungsarbeiten (u.a. Bachelor-Arbeit an der Technischen Universität Chemnitz) zu Hussinetz und den anderen „böhmischen“ Dörfern bei Strehlen verliehen werden. Übrigens, der erste Preisträger war im Jahr 2008 Herr Dr. Ditmar Kühne, der unter anderem sämtliche 23 Kirchenbücher der Parochie Hussinetz (1751-1890) bzw. das Ortsfamilienbuch Hussinetz in das Internet gestellt hat: www.online-ofb.de/hussinetz. (Hinweis: In der Internetseite www.drhdl.de findet man zudem die Wohnlagen sämtlicher Bürger von Hussinetz und von den anderen „böhmischen“ Dörfern sowie die vollständigen Einwohnerlisten aus den Jahren 1749 und 1934.)
Wer sich heute auf Erinnerungsreise nach Schlesien begibt, hat zum Beispiel mit den Ortsnamen teilweise große Probleme, denn sie wurden fast alle nach dem 2. Weltkrieg von den Polen neu vergeben. Herr Dr. M. J. Battek, Polen, widmete diesem Umstand den Beitrag Die landeskundlichen Namen in der Tradition der Böhmischen Brüder in Schlesien. Unverstanden bleibt übrigens - auch aus der Sicht eines polnischen Bürgers, der in Schlesien lebt - die Umbenennung von Hussinetz in Gesiniec. Man hatte seinerzeit die historische Bedeutung der auf Jan Hus (!) zurück gehenden Ortsbezeichnung ignoriert und gemäß der slavischen Wortbestimmung von husa = Gans den Dorfnamen zu Gesiniec degradiert, was nichts anderes als Gänsedorf bedeutet. Die Seminarteilnehmer aller drei beteiligten Nationen haben dies heftig kritisiert und eine Rückbenennung gefordert. Vielleicht kann man das tatsächlich einst als eine kleine Eintrittskarte nach Europa begrüßen.
Menschen mit einem Migrationshintergrund fragen sich oft, wer bin ich und wohin gehöre ich? Die Identitätsfrage ist im Zeitalter der Globalisierung auch ein wichtiger theoretischer und praktischer Forschungsgegenstand der Geschichts- und Europawissenschaften und vor allem ein schwieriges gesellschaftspolitisches Phänomen in der Gegenwart. Jeder hat zwar eigentlich eine klare kulturelle Identität, insbesondere aus der Sicht seiner nationalen Zugehörigkeit, doch wie ist das mit den Emigranten? Sie befinden sich oft in einem Kulturkonflikt, da sie sich zunächst zu mehr als einer Kultur zugehörig fühlen (müssen!). So betreffen die hybriden Identitäten jene Personengruppen, die sich mit ihren kulturellen Identitäten im Übergang befinden. Jedenfalls stellte der Europastudent D. Franzkowski, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) /Deutschland, kürzlich die Identitäts-Frage den Hussinetzer Vertriebenen, die in Deutschland leben, und den Betroffenen, die in den „böhmischen“ Dörfern in Polen geblieben sind. Was kam im Rahmen des Beitrages Hybride Identitäten am Beispiel der Kirchengemeinde Hussinetz heraus? Im Spektrum der Bekenntnisse reichte die Skala vom „Ich war und bin ein Deutscher!“ bis hin zum „Ich weiß eigentlich nicht, wohin ich gehöre.“ Historiker, Sozialwissenschaftler, Pädagogen, … und Politiker haben also noch sehr viel zu tun, denn der Slogan „Es ist halt so.“ ist mit Sicherheit auf Dauer eine unhaltbare Orientierung.
Frau Ingrid Stehr, Deutschland, hätte diesbezüglich im Vortrag Hussinetzer Emigranten in Sachsen/Deutschland sicher manche Erfahrung übermitteln können, denn sie schaffte es einst als Hussinetzer Vertriebene bis zur Bürgermeisterin in Sachsen und hat später so manche Busreise mit zahlreichen ebenfalls Betroffenen in die alte Heimat organisiert. „Ich bin ein Sachse!“, hätte sie vielleicht sogar formuliert, wenn nicht plötzliche Krankheit einen Strich durch die Reisepläne nach Trebechovice machte. Nun, im Jahr 2012 soll ja die 3. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen in Frankenberg/Freistaat Sachsen stattfinden. Man kann da nur gute Besserung wünschen und hoffen, dass Frau I. Stehr dann ihre diesbezüglichen Erkenntnisse übermittelt.
Im Seminar wandte sich nun Herr Mgr. Martin Kares/Tschechien dem Thema Grundbücher aus der Herrschaft Smirice als eine Erkenntnisquelle der Exulantengeschichte zu. Die Herrschaft Smirice beherrschte im 18. Jahrhundert weite Teile der Region nördlich und nordöstlich von Königsgrätz/Hradec Kralove. Man kann anhand der Grundbücher recht gut erkennen, dass insbesondere die bäuerliche Emigration im Jahr 1742 den Schutz der preußischen Armee genossen hat, die sich hier bei Königsgrätz im Winterlager befand. Die Betroffenen konnten zum Beispiel ihren Grundbesitz sogar in der Regel legal verkaufen und sind so nicht gerade mittellos auf die riskante Reise gegangen. Herr M. Kares wies zudem nach, dass so mancher von ihnen im Jahr 1749 zu den Hussinetz-Gründern gehörte. Ähnliches konnten auch alle weiteren Referenten aufzeigen. Mit dem Thema Ausgewählte Genealogien von Hussinetz- und Podiebrad-Gründern setzte sich Dipl.-Ing. Tomas Stodola/Tschechien unmittelbar auseinander. Er und Herr Dipl.-Ing. P. Taraba/Tschechien (Beispiel eines Sippen-Schicksals (Fleger/Nedobil/Taraba): Emigranten - Im „Land der Väter“ Gebliebene - Reemigranten) sind hervorragende Kenner und Nutzer der tschechischen Archive. Sie haben bereits zahlreiche Genealogien bereichert und geben der Hoffnung Nahrung, dass sich die Spuren noch so mancher Exulanten-Familien um Jahrhunderte zurück verfolgen lassen. Auf die Unterstützung auch in Tschechien konnte sich Herr Dipl.-Ing. D. Smolla/Deutschland auf jeden Fall verlassen, der in akribischer Kleinarbeit den Stoff zum Thema Auf Spurensuche: Die Smolla´s in Böhmen und in Schlesien sammelte. Herr D. Smolla versteht es sehr gut, Heimat- und Genealogieforscher verschiedener Länder zu koordinieren und für ein Ziel zu begeistern. Auch das ist ein nachahmenswertes Beispiel europäischer Zusammenarbeit.
Fazit: Das Motto „Religion und Krieg im Zeichen des Kelchs“ ist in einem wissenschaftlichen Seminar aus allgemein gesellschaftlicher sowie religiös reformierter und katholischer Sicht mit hussitisch-historischem Vorzeichen von einem internationalen Referenten-Team beleuchtet worden. Dabei wurde die besondere Rolle der europäischen Kulturinsel Hussinetz/Strehlen (heute Gesiniec/Strzelin in Polen) heraus gearbeitet. Zugleich formierten sich bei den Vortragenden ebenso wie bei den Teilnehmern aus Tschechien, Deutschland und Polen neue Vorstellungen zur weiteren Aufarbeitung eines Themas, dass durch religions- und kriegsbedingte Emigration und Reemigration geprägt ist. Insofern wurde bereits die erste Saat für die 3. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen eingebracht, die im Jahr 2012 im Freistaat Sachsen (voraussichtlich in Frankenberg) stattfinden soll.
Eine Bildergalerie vom Tagungsgeschehen
Die Bildergalerie im nachstehenden Link erinnert an die 2. Kulturtagung Hussinetz/Strehlen, die in Tschechien stattfand: