Das Gartenparadies
Auszug aus dem Buch "Haus Ellen zu Niederwiesa und Chemnitzer Weltgeschichte"
von Dr. Hans-Dieter Langer, Niederwiesa


"Mit den geschilderten dramatischen Ereignissen war zumindest damals die lokale Landschaftsbildung in dieser Richtung weitgehend abgeschlossen. Doch wenn man schon einmal die Natur bemüht, so mögen auch noch die Himmelsrichtungen abgearbeitet werden. Die West-Ost-Ausrichtung des Tales hat zur Folge, dass der Wind - wenn er denn ansteht - stets relativ heftig weht. Die für unsere Breiten typische westliche Luftströmung enthält eher üble Botschaften der Großstadt Chemnitz, resultierend aus Deponie, Müllaufbereitungsanlage, Heizkraftwerk Nord sowie einer allgemeinen Luftverschmutzung durch eine benachbarte Metropole, während die von Osten nach Durchstreifen der tiefen, malerischen Täler der Flöha und der Zschopau vor allem im Herbst ziemlich kühl sein kann. Mächtige Bäume füllen und säumen das gesamte Grundstück (insbesondere Bilder 6 bis 8 sowie 81 und 88) und bestimmen trotz der äußeren Einflüsse zu allen Jahreszeiten ein eigenes inneres Wald-Klima. Es ist klar, dass sich dadurch ein spezielles Ökosystem entwickelt hat, welches natürlich nicht nur die Pflanzen-, sondern auch die Tierwelt betrifft. Allein die verwitterte Felslandschaft mit ihren zahlreichen Nischen und Höhlen in Verbindung mit der angenehmen Verschattung des Südhanges im Sommer hat z.B. den Feuersalamander angelockt. Dieses prächtige Tier muss jetzt nicht einmal mehr zum Bach hinabsteigen, um zu laichen, sondern erhielt im dunklen Hangwald seinen eigenen Tümpel als Kinderstube. Weitere künstliche Teiche sowie diverse Brut- und Überwinterungsstätten wurden anderen Tieren gewidmet, siehe unten.

In jedem Herbst beginnt wegen der vielen bis über 130jährigen Bäume rund um das Haus Ellen auch der Kampf gegen vier Millionen Blätter, denn ihre O-W- bzw. W-O-Bewegungen werden überlagert durch die unweigerliche Hangabwärtsdrift. Um nicht unten darin zu „ersticken“ müssen sie alle eingefangen, auf den Berg geschafft und kompostiert bzw. als Rückzugszone für Tiere aufgestapelt werden.
       
                  

                  

Die sonderliche Tallage beschert jedoch auch herrliche Auf- und Untergänge der Sonne. Zudem kann man öfters den Regenbogen bewundern. Sonne und Mond sind hier ohnehin lange unterwegs. Eine Besonderheit ist auch die Tatsache, dass viele Gewitter über die Berge im Süden vorbei ziehen.


                  

Wenn sich aber eines hier im Tal einnistet, dann kann es auch gewaltig „rumsen“ oder sogar heftige Überschwemmungen geben. Bei der Wahl des Standortes von Haus Ellen wurde dies jedoch beachtet. Ein Hochkeller bewahrte den Wohnbereich bisher vor den Fluten, für die der Volksmund eine Wiederkehr aller 30 Jahre orakelt.
Der Polarstern weist vor allem im Winter die vierte Richtung, insbesondere wenn der Hangwald total entblättert ist. Ja, weil die Besiedlungsdichte in dieser Richtung kilometerweit sehr gering ist, kann man in klaren Nächten am Nordhimmel sogar noch wirklich die Milchstraße bewundern. Sie führt gleichsam über den Schulberg, quer durch das herrliche Tal der Zschopau und hinein ins andere Wunderland, das Granulitgebirge, dessen erdgeschichtliche Entstehung den Fachleuten heute noch Kopfzerbrechen macht. Doch nennen wir stellvertretend wenigstens den Treppenhauer-Berg bei Frankenberg, dessen Silber-Berggeschrei einst die ganze Gegend erschütterte. Wie gesagt, zur himmlischen Querverbindung gesellt sich die (unter)irdische der Niederwiesaer Serie, und die diesbezügliche edle Krone setzt unser Dorfbach auf, der eigentlich wie in grauer Vorzeit „Goldbach“ heißen müsste, weil einst in ihm dieses wertvolle Edelmetall gefunden wurde, wie die Annalen berichten. Leider wurde in der Neuzeit noch kein Goldwäscher gesichtet.   


                  

                 

So, nun zum eigentlichen Untergrund von Haus Ellen: Auf dem harten Diabas-Gestein wurde die nördliche Hälfte der Bausubstanz errichtet, während die Straßenseite (südliche Haushälfte) auf den Sedimenten des Dorfbaches „ruht“. Von Ruhe konnte allerdings zunächst keine Rede sein, denn dieser eklatante Baufehler führte in der Anfangszeit zu Setzungen und Rissbildungen im Mauerwerk, die jedoch längst zum Stillstand gekommen sind, wie Gipsmarken belegen.
Glimmerdiabas lässt sich übrigens schwer bearbeiten, so dass man seinerzeit im nordöstlichen Viertel der „Baugrube“ auf den sonst notwendigen Felsabtrag verzichtete und daher in diesem Bauwerksviertel keinen Kellerraum anlegte.
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